Gründen Frauen anders als Männer

Gründen Frauen anders als Männer?

Wir beschäftigen uns hier mit der Frage, ob es tatsächlich geschlechtsspezifische Unterschiede gibt, wenn es um das Gründen geht. Und welche Gemeinsamkeiten tauchen beim Thema Gründung auf. Es geht um Stereotypen und Generationsunterschiede, um einige Fakten & viel Meinung.

Motivation und Ziele

Während Frauen dazu neigen, ihre Gründungsideen stärker an sozialen und ökologischen Aspekten auszurichten, setzen Männer möglicherweise verstärkt auf finanzielle Ziele und den Wunsch nach persönlichem Erfolg. Nichts davon ist besser oder schlechter – es ist nur anders. Die Gründe dafür können unterschiedlicher Natur sein wie z. B. die eigene Situation oder die Vorstellung von der eigenen Zukunft.

Vereinbarkeit von Beruf und Familie

Existenzgründung und Familienleben - ein Drahtseilakt? 

Für viele Frauen steht die Vereinbarkeit von Beruf und Familie an erster Stelle. Anders als bei manchen männlichen Gründern sind Frauen oft vor zusätzliche Herausforderungen gestellt. Die Kinderbetreuung, der Haushalt, Familienmanagement – alles muss unter einen Hut gebracht werden.

Männer, die sich auf ihre berufliche Karriere konzentrieren – nicht zuletzt weil sie sich als Ernährer der Familie sehen – haben oft ggf. einfach andere Prioritäten wie die Selbstverwirklichung und das schnöde Geld. Zum Glück suchen immer mehr Männer vermehrt nach Wegen, Beruf und Familie in Einklang zu bringen.

Aber ist das tatsächlich schon die Regel? Findet in den heutigen Familien wirklich eine gelungen Aufteilung statt, so dass beide ausreichend Zeit für die Selbständigkeit finden und gleichzeitig jeder einen ähnlichen Teil bei der Familien- und Haushaltsorganisation beiträgt?


Existenzgründung mit Familienbonus: 

Frauen neigen dazu, ihren Gründungsweg stärker an den Bedürfnissen der Familie auszurichten. Dies bedeutet nicht zwangsläufig, dass Frauen weniger ambitioniert sind, sondern vielmehr, dass sie kreative Lösungen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf finden.

Homeoffice, flexible Arbeitszeiten und das Einbeziehen des Partners sind Strategien, die beiden Geschlechtern dabei helfen können, den Balanceakt zu meistern.

Grundsätzlich kann auch das frühzeitige Einstellen von Personal dazu dienen, nicht selbst und ständig arbeiten zu müssen und so (im Notfall) flexibel für familiäre Belange zu sein.

Nebenerwerb vs. Vollzeit-Selbstständig

Der Nebenerwerb als Sprungbrett: Frauen entscheiden sich häufiger für den Schritt in die Selbstständigkeit im Nebenerwerb. Hier zeigt sich eine gewisse Vorsicht, die jedoch keineswegs als Unsicherheit zu werten ist. Im Gegenteil: Frauen gehen oft mit Bedacht vor, testen ihre Geschäftsidee neben dem Hauptberuf und schaffen so eine stabilere Grundlage für ihre Existenzgründung.

Vollzeit-Selbstständigkeit: Männer legen öfter den Turbo ein: Männliche Gründer neigen dazu, schneller in die Vollzeit-Selbstständigkeit zu starten. Die "Jetzt oder nie"-Mentalität ist bei vielen Männern stärker ausgeprägt. Der Wunsch, sich voll und ganz auf das eigene Unternehmen zu konzentrieren, treibt sie an.

Doch auch hier gibt es natürlich zahlreiche Ausnahmen – jede Gründungsgeschichte ist individuell. Da wird in der Elternzeit gegründet, die Stunden reduziert und aus der plötzlichen Arbeitslosigkeit aus der Not eine Tugend gemacht.

Fakt ist, dass immer noch mehr Frauen in Teilzeit-Jobs arbeiten, was eine nebenberufliche Existenzgründung erleichtert.

Mut & Sichtbarkeit - Eigene Hürden überwinden und erfolgreich sichtbar werden

Die Sache mit dem Mut: Mut ist eine Sache des Charakters und der Erfahrung – nicht des Geschlechts! Egal ob vor, während oder nach der Gründung – es treten immer wieder Situationen auf, die Mut erfordern.

Sichtbarkeit als Schlüssel zum Erfolg: Männer neigen dazu, selbstbewusster aufzutreten und ihre Erfolge offensichtlicher zu verkünden. Oft sind sie auch risikobereiter. Frauen könnten hier noch mutiger sein, ihre Errungenschaften selbstbewusster präsentieren und auch neue, scheinbar riskantere Dinge einfach mal ausprobieren.

Außerdem lassen sie sich immer noch zu oft vom Umfeld oder den eigenen kritischen Gedanken beeinflussen und hinterfragen immer wieder Dinge, die eigentlich schon längst klar waren. Sie drehen so die ein oder andere Korrekturrunde mehr als ihre männlichen Kollegen.

Klar ist - die Sichtbarkeit im Business-Umfeld ist ein Schlüssel zum Erfolg, den beide Geschlechter gleichermaßen nutzen sollten.


(Fehlende?) Unterstützung: Das Umfeld als Erfolgsfaktor


Netzwerke und Mentoring für Frauen: Frauen legen vermehrt Wert auf ein unterstützendes Umfeld. Netzwerke und Mentoring-Programme spielen eine entscheidende Rolle in der Existenzgründung von Frauen. Der Austausch von Erfahrungen, Ratschlägen und die Möglichkeit, von erfolgreichen Mentor:innen zu lernen, sind essenziell für den Erfolg von Gründerinnen. Die Fähigkeit des Sprech-Denkens unterstützt die Klarheit während des Austauschs. Auch die Fähigkeit, um Unterstützung zu bitten und Hilfe anzunehmen unterscheidet den einen von der anderen.

Männer und das Solo-Abenteuer: Männer hingegen neigen dazu, das Solo-Abenteuer zu bevorzugen. Die Unabhängigkeit und Eigenverantwortung stehen im Vordergrund.

Doch auch bei ihnen ist die Unterstützung von Freunden, Familie und einem starken Netzwerk ein grundlegender und bedeutender Faktor, der den Erfolg beeinflusst. Jeder brauchen ein starkes Netzwerk, Menschen, die mitdenken, die Feedback oder den entscheidenden Tipp geben.

Und unabhängig vom Geschlecht kommt es leider immer wieder vor, dass die Unterstützung im engsten Kreis fehlt. Da ist von Träumerei die Rede oder eigener Unsicherheit spiegelt sich in diversen Aussagen wider. Womit wir wieder beim Thema Mut wären… Den Mut sich trotz fehlender Unterstützung dem eigenen Business zu stellen.

Weitere interessante Unterschiede:

Es gibt eindeutig immer noch geschlechterspezifische Branchen wie Gesundheit, Soziales oder Bildung im Gegensatz zu Technik, Handwerk, Finanzen oder produzierendes Gewerbe.  

Spannend sind auch einige Statistiken, die eine höhere Überlebensrate von Unternehmen belegen, die von Frauen gegründet wurden. Das könnte auf eine vorsichtigere Herangehensweise und eine nachhaltigere Geschäftspraxis zurückzuführen sein.

Möglicherweise spielt auch der aktuell vielzitierte Gender Pay Gap eine Rolle bei weiblichen Gründungen, ist doch die Verdienstaussicht als Angestellte nicht immer so verlockend und die Möglichkeit größer, mit der gleichen Arbeit mehr Geld verlangen zu können.


Existenzgründung: Gemeinsamkeiten überwiegen


Trotz einiger Unterschiede in der Herangehensweise teilen Männer und Frauen viele Gemeinsamkeiten in der Existenzgründung. Der Wille zum Erfolg, die Leidenschaft für die eigene Idee und die Bereitschaft, Herausforderungen anzunehmen, sind Geschlechtergrenzen überschreitende Eigenschaften.


Fazit: Gemeinsam stark in der Existenzgründung
In der Welt der Existenzgründung zeigt sich, dass Frauen und Männer oft unterschiedliche Wege gehen, aber dennoch viele Gemeinsamkeiten teilen. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, der Weg in die Selbstständigkeit und die Suche nach Unterstützung sind Aspekte, die beide Geschlechter beschäftigen.

Die Vielfalt in der Selbstständigkeit – sei es Geschlecht, Alter, Region, Erfahrung oder persönliche Eigenschaften wie Mut betreffend - bereichert die Wirtschaft und schafft Raum für innovative Ideen.

Egal ob Mann oder Frau – die Hauptsache ist der Mut zur Existenzgründung und die Leidenschaft für das eigene Unternehmertum.

Du bist ganz und gar nicht der Meinung, dass es Unterschiede zwischen den Geschlechtern bei der Gründung gibt? Oder siehst doch noch andere gravierende Gegensätze? Lass uns gemeinsam darüber reden und uns austauschen.

Die nächste Frühschicht (Eventreihe der GründungsSzene) hat genau diese Frage zum Thema. Sei am 14. Februar im Impuls Merseburg  von 9:30 – 11:00 Uhr mit dabei, wenn wir uns fragen, ob Frauen anders gründen als Männer.

Melde dich gerne an unter b.katzer@mitz-merseburg. Wir sind gespannt auf deine Meinung zum Thema und den gemeinsamen Austausch zu Gründungsthemen!